Rückenschmerzen ohne nachweisbare Ursachen wie Fraktur, Infektion, Tumor, Osteoporose, Bandscheibenvorfall oder -vorwölbung werden als unspezifisch bezeichnet. Somit kann bei unspezifischen Rückenschmerzen kein Grund bzw. Auslöser für die Schmerzen festgestellt werden. Folglich sind unspezifische Rückenschmerzen nicht als Krankheit zu verstehen, sondern vielmehr als ein Symptom.
Unspezifische Rückenschmerzen werden als Schmerz, Muskelverspannung und/oder Muskelsteife im Bereich des Rückens mit oder ohne Ausstrahlung des Schmerzes wahrgenommen. Im Detail sind die häufigsten Lokalisationen von unspezifischen Rückenschmerzen die Lenden- und Halswirbelsäule. Die Rückenschmerzen können nach Dauer und Schweregrad eingeteilt werden. So spricht man beispielsweise bei einer Dauer von <6 Wochen von akuten Rückenschmerzen und bei > 12 Wochen von chronischen Rückenschmerzen.
Diagnostik von unspezifischen Rückenschmerzen
Ziel des diagnostischen Prozesses sind die Beschwerden herauszufinden und die daraus resultierenden Funktionsstörungen als Grundlage für die Therapie und Trainingssteuerung heranzuziehen. Auf diese Weise sollen durch eine ausführliche Diagnose bestimmte Pathologien ausgeschlossen werden. Zu den diagnostischen Maßnahmen zählen eine ärztliche Anamnese, manualdiagnostische Befunderhebung, Beweglichkeits- und Funktionserhebung und neurologische Untersuchungen.
Ein weiteres Tool, welches von Ärzten und Orthopäden genutzt wird, sind bildgebende Verfahren. Machen diese Sinn? NEIN!!!
Ergebnisse vieler bildgebender Verfahren haben gezeigt, dass eine hohe Anzahl von degenerativen Erscheinungen bei asymptomatischen Menschen auftritt. Somit können diese als Teil eines natürlichen Alterungsprozesses und nicht als pathologischer Prozess angesehen werden. Des Weiteren sind degenerative Veränderungen der Wirbelsäule nicht mit Rückenschmerzen assoziiert. Durch bildgebende Verfahren können negative Konsequenzen entstehen wie etwa unnötige OPs oder mehr Krankheitstage. Die meisten Rückenschmerzen werden zu 90% als unspezifisch
deklariert. Sollten bei der Anamnese und der klinischen Untersuchung keine Hinweise auf mögliche gefährliche Verläufe oder ernst zu nehmende Pathologien auftreten, kann mit dem Training begonnen werden.
Etablierte Trainingsmethoden
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: „Was kann ich machen?“. Die einfachste Methode ist mehr Bewegung in den Alltag zu bringen und komplette Bettruhe zu vermeiden. Dies kann beispielsweise durch Walking erreicht werden. Dies ist eine Sportart mit geringem Verletzungsrisiko. Durch solch ein Ausdauertraining wird der Blutfluss gesteigert und die Nährstoffversorgung des verletzen Gewebes verbessert sich. Dadurch wird der Heilungsprozess beschleunigt und die Rückenmuskulatur nimmt an Verspannung ab. Ebenfalls steigt die Ausschüttung von Endorphinen, die für eine verminderte Schmerzwahrnehmung sorgen.
Dazu muss ein gezieltes Beweglichkeitstraining ergänzt werden. Dies hilft die Wirbelsäule zu mobilisieren und den Bewegungsradius wieder zu erweitern. Durch eine Vergrößerung des Bewegungsradius verbessert sich das Bewegungsverhalten und Alltagsaufgaben können wieder besser bewältigt werden. Weiterhin reduzieren sich Verspannungen.
Der Schwerpunkt im Training muss jedoch auf Krafttraining liegen. Hier sollte der Fokus auf dem Rumpf liegen. Denn eine reduzierte Rumpfkraft, v.a. in den tiefen Schichten der Bauch- und Rückenmuskulatur, führt zu einer lumbalen Instabilität, die im weiteren Verlauf Schmerzen im unteren Rücken verursachen kann. Durch eine verbesserte motorische Beanspruchung dieser Muskeln kann die Wirbelsäule stabiler gehalten werden und dies kann zu einer Reduzierung der Schmerzen beitragen. Trainingsinterventionen zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur haben eine Reduktion der Schmerzen von 39 bis 76,8% erzielen können und ein allgemeines Krafttraining lindert die Rückenschmerzen bis zu 61,6%.
Somit kann festgehalten werden, dass eine Kombination aus allen Trainingsmethoden die beste Wahl ist. Vor allem sollte der Schwerpunkt dabei auf einem allgemeinen Krafttraining liegen in Kombination mit einem Rumpfstabilisationstraining.
Praktische Umsetzung
Jetzt stellt sich die Frage: „Wie kann so ein Training aussehen?“ Die Antwort hierauf lautet: „Viele Wege führen nach Rom.“
Das Wichtigste ist es erst einmal die Initiative zu ergreifen. Buche dir einen Beratungstermin bzw. Einen Kontrolltermin mit einem unserer Trainer. Wir machen mit dir eine ausführliche Anamnese um dich da abzuholen wo du gerade stehst und analysieren mit dir deine Trainingsziele bzw. den Bedarf anhand von deinen Defiziten.
Das Entscheidende ist, dass die Muskulatur einen überschwelligen Wachstumsreiz erfährt um zu wachsen, um so mehr Stabilität zu verleihen und schließlich die Schmerzen zu reduzieren. Dies kann über unser Dr. Wolff Physiotraining, unsere vollautomatisierten Trainingsgeräte EGYM/Flexx oder auch ein Lang- und Kurzhanteltraining gehen. Dies besprechen wir mit dir in dem Beratungstermin und finden deine Präferenz mit welchem Training du dich am besten fühlst.
Zusammenfassend sollten dir diese 10 Fakten über Rückenschmerzen immer bewusst sein
1. Anhaltende Rückenschmerzen können Angst verursachen, allerdings sind diese in den seltensten Fällen für deine langfristige Gesundheit bedrohlich. Allerdings heißt das nicht, dass man kein Krafttraining machen muss.
2.Das Alter ist nicht der Grund für Rückenschmerzen. Jegliche Formen von konservativen Therapien helfen in jedem Alter.
3.Langanhaltende Rückenschmerzen stehen selten im Zusammenhang mit ernsthaften Gewebsschäden. Die Heilung von Gewebe ist innerhalb von 3 Monaten abgeschlossen und somit müssen andere Gründe wie Stress, Müdigkeit oder Inaktivität der Auslöser sein.
4.Bildgebende Verfahren zeigen kaum den Grund für Rückenschmerzen und ist nur für die Wenigsten hilfreich. Denn hier fallen Begriffe wie Bandscheibenvorfall oder Bandscheibendegeneration. Allerdings können diese Diagnosen auch bei Menschen gefunden werden, die keine Rückenschmerzen haben.
5.Schmerz während des Trainings oder körperlicher Aktivität heißt nicht, dass es schädlich ist. Wenn Schmerz anhält ist es normal, dass die Wirbelsäule und die umgebende Muskulatur sehr sensibel auf Berührung und Bewegung reagieren. Somit ist unbedenklich etwas Schmerz zu empfinden, wenn du anfängst zu trainieren und körperlich aktiv bist.
6.„Schlechte Haltung“ ist nicht der Grund für Rückenschmerzen. Es ist absolut okay sich während dem Alltag zu entspannen durch sitzen, oder in alle Richtungen zu bewegen und das zu tun was dem Körper gerade gut tut. Die Wirbelsäule ist ein sehr bewegliches Konstrukt und muss auch entsprechend genutzt werden um effizient arbeiten zu können und schmerzfrei zu bleiben.
7.Ein „schwacher Core“ ist nicht immer der Grund für Rückenschmerzen. Menschen mit Rückenschmerzen spannen ihre „core“ Muskulatur als schützende Maßnahme an. Starke Muskulatur zu haben ist immer gut, aber diese dauerhaft angespannt zu lassen ist definitiv nicht hilfreich. Die „core“ Muskulatur in alltäglichen Aufgaben zu entspannen ist durchaus hilfreich.
8.Ein Rücken verschleißt nicht bei der täglicher Belastung und Bewegung. So wie beim Krafttraining die Muskulatur gestärkt wird, wird der Rücken durch Belastung und Bewegung stärker und gesünder.
9.Ein Aufflackern von Schmerzen bedeutet nicht, dass es gefährlich für dich ist und stehen nicht im Zusammenhang mit Gewebsschäden. Hier liegen andere Ursachen zu Grunde: ungenügend Schlaf, Stress & Anspannung, und deine aktuelle Stimmung. Wenn die Schmerzen also wieder aufflackern, versuche die genannten Faktoren in den Griff zu bekommen, bleibe ruhig und bleibe in Bewegung.
10.Injektionen, Operationen und starke Medikamente sind in den meisten Fällen nicht das Heilmittel. Hier entstehen Risiken und unerwünschte Nebenursachen. Somit muss die konservative Therapie immer das Mittel der ersten Wahl sein.
Tim Reiche
M.A. Sports Science